Wissenschaftliches Arbeiten und wissenschaftliche Methoden in der psychoanalytischen Sozial- und Kulturwissenschaft (erster Durchgang)

Wintersemester 2023/2024

Seminarleitung: Fritz Lackinger und Franz Oberlehner

Termine:
Fr 20.10.23, 16.00 - 20.30 Uhr
Fr 10.11.23, 16.00 - 19.30 Uhr
Fr 24.11.23, 16.00 - 19.30 Uhr
Fr 15.12.23, 16.00 - 19.30 Uhr
Fr 26.01.24, 16.00 - 19.30 Uhr
Fr 16.02.24, 16.00 - 19.30 Uhr

Ort: Wiener Psychoanalytische Akademie, Salzgries 16/3, 1010 Wien

Kosten: € 390/€ 300* pro Semester (*Ermäßigung für Studierende des ULG)

Online-Anmeldung

Kurzbeschreibung
Die Lehrveranstaltung vermittelt allgemeine Standards des wissenschaftlichen Arbeitens und Schreibens, sowie forschungsmethodische Kenntnisse bzw. Wege der Erkenntnisgewinnung an der Schnittstelle zwischen Sozial-/Kulturwissenschaft und Psychoanalyse. Qualitativ – Quantitativ: Gegensatz oder Kontinuum? Formen der Datengewinnung: u.a. Interview, Gruppendiskussion, Beobachtung, Experiment, visual data etc.
Formen der Datenauswertung und Interpretation: u.a. Qualitative Inhaltsanalyse, Tiefenhermeneutik, Objektive Hermeneutik, Ethnopsychoanalyse. Beleuchtung relevanter Grundprinzipien, wie z.B. Wechselwirkung zwischen Herangehensweise und Forschungsobjekt, Subjektivität als Teil des Erkenntnisprozesses, etc.. Bezugnahme auf Konzepte und Technik der Psychoanalyse (z.B. gleichschwebende Aufmerksamkeit, Übertragungsprozesse).
Die Lehrveranstaltung versucht auch philosophische Grundlagen und Hintergründe der psychoanalytisch-sozialwissenschaftlichen Methodendiskussion zu beleuchten. Schwerpunkte bilden die tiefenhermeneutische Kulturanalyse nach Alfred Lorenzer und die psychoanalytische Sozialforschung nach Thomas Leithäuser und Birgit Volmerg. In weiterer Folge werden eine Reihe von Forschungsprojekten beispielhaft vorgestellt und diskutiert, und zwar aus so vielfältigen Bereichen wie Gesundheitsberatung, Poesieanalyse, Filmanalyse, politische Psychologie usw.

Folgende Literatur wird Verwendung finden:

Heinzl Veronika, Mätzler Karl, Oberauer Claudia, Oberlehner Franz, Schröder Tina (1989): „Wieviel Unschuldige kommen dazu?“. Die psychische Verarbeitung der Angst vor AIDS im Berufsalltag. WERKBLATT 20/21, 37-49.

König Hans-Dieter (1996): Methodologie und Methode tiefenhermeneutischer Kulturforschung in der Perspektive von Adornos Verständnis kritischer Theorie. In: König Hans-Dieter (1996): Neue Versuche, Becketts Endspiel zu verstehen. Sozialwissenschaftliches Interpretieren nach Adorno. Fft/M: Suhrkamp, 314-387.

König Hans-Dieter (2008): Der von Bush und bin Laden zelebrierte ‚Kampf der Kulturen‘. Tiefenhermeneutische Rekonstruktion der politischen Reden des Präsidenten und des Terroristenführers nach dem 11. September 2001. In: Ders. (2008): George W. Bush und der fanatische Krieg gegen den Terrorismus. Eine psychoanalytische Studie zum Autoritarismus in Amerika. Gießen: PSV.

König Hans-Dieter (2019): Der autoritäre Entertainer. Tiefenhermeneutische Rekonstruktion von Donald Trumps Rede zu seinem Amtsantritt. Psychosozial 42 (156):73-88.

König Hans-Dieter (2019): Liebe, Sexualität und Mord. Tiefenhermeneutische Rekonstruktion des Geschlechterkampfes in dem Hollywoodfilm Basic Instinct und seine kulturindustrielle Bedeutung. In: König Hans-Dieter (2019): Die Welt als Bühne mit doppeltem Boden. Tiefenhermeneutische Rekonstruktion kultureller Inszenierungen. Wiesbaden: Springer VS, S.207-239.

Krueger Antje (2008): Die ethnopsychoanalytische Deutungswerkstatt. In: Freikamp Ulrike, Leanza Matthias, Mende Janne, Müller Stefan, Ullrich Peter, Voß Heinz-Jürgen (2008, Hrsg.): Kritik mit Methode? Forschungsmethoden und Gesellschaftskritik. Texte Bd. 42 (Rosa-Luxemburg-Stiftung). Berlin: Karl Dietz Verlag, S. 127- 145.

Leanza Mathias (2008): Kritik als Latenzbeobachtung – Darstellung und Diskussion grundlegender Konzepte der Objektiven Hermeneutik und deren Anwendung am konkreten Fall. In: Freikamp Ulrike et al. (2008, Hrsg.): Kritik mit Methode? Forschungsmethoden und Gesellschaftskritik. Texte Bd. 42 (Rosa-Luxemburg-Stiftung). Berlin: Karl Dietz Verlag, S. 73-104.

Leithäuser Thomas & Volmerg Birgit (1988): Psychoanalyse in der Sozialforschung. Opladen: Westdeutscher Verlag. Kapitel 1-5, S.14-90.

Lorenzer Alfred (1986): Tiefenhermeneutische Kulturanalyse. In: König Hans-Dieter, Lorenzer Alfred, Lüdde Heinz, Nagbøl Søren, Prokop Ulrike, Schmid Noerr Gunzelin, Eggert Annelinde (1086, Hg.): Kultur-Analysen. Psychoanalytische Studien zur Kultur., Fft/M: Fischer, S. 11-98.

Lorenzer Alfred (2006): Verführung zur Selbstpreisgabe – psychoanalytisch-tiefenhermeneutische Analyse eines Gedichtes von Rudolf Alexander Schröder. In: Prokop Ulrike & Görlich Bernhard (2006, Hg.): Szenisches Verstehen. Zur Erkenntnis des Unbewussten. Kulturanalysen Bd. 1. Marburg: Tectum Verlag, 173-199.

Mader Dimitri, Linder Urs, Pühretmayer (2017): Critical Realism als Philosophie der Sozialwissenschaften. Einleitung. In: Diess. (2017): Critical Realism Meets Kritische Sozialtheorie. Ontologie, Erklärung und Kritik in den Sozialwissenschaften Bielefeld: transcript Verlag, S. 34-55.

Mörtel Kathrin & Gelo Omar CG (2015): Qualitative Methods in Psychotherapy Process Research. In: Gelo Omar CG, Pritz Alfred & Rieken Bernd (2015, ed.): Psychotherapy Research. Foundations, Process, and Outcome. Wien: Springer, 381-428.

Nadig Maya & Reichmayr Johannes (2000): Paul Parin, Fritz Morgenthaler und Goldy Parin-Matthey. In: Fleck Uwe, von Kardorff Ernst, Steinke Ines (2000, Hg.): Qualitative Forschung. Ein Handbuch, S. 72-84.

Oberlehner Franz, Arzberger Nina, Rössler Hemma, Schülein Johann August (1994): Beratung unter extremen Bedingungen. Das Beispiel AIDS-Hilfe. Soziale Welt 1994. Zeitschrift für sozialwissenschaftliche Forschung und Praxis, Heft 2, 180-196.

Rustin Michael (1991): Psychoanalysis, Philosophical Realism, and the New Sociology of Science. In: Rustin Michael (1991): The Good Society and the Inner World. Psychoanalysis, Politics and Culture. London-New York: Verso, pp. 115-144.