Einzelsupervision psychoanalytischer/psychoanalytisch orientierter Psychotherapien
Fortbildungslehrgang 2021
Zielgruppe:
PsychotherapeutInnen eines psychoanalytisch – psychodynamischen Fachspezifikums, die bereits Erfahrungen als Supervisor*in haben und sich in psychoanalytischer Einzelsupervision für 2-stündige Psychotherapien fortbilden wollen.
Termine: 8 Module, jeweils Freitag, 16.00 - 21.30 Uhr (6 AE)
12.03. 2021, 23.04.2021, 28.05.2021, 25.06.2021, 10.09.2021, 08.10.2021, 19.11.2021, 03.12.2021
Preis: € 1.140,- (48 AE)
Anmeldefrist: 25.02.2021
Online-Anmeldung
Bitte senden Sie uns nach der Online-Anmeldung per Mail eine kurze Darstellung Ihrer Erfahrung als Supervisor*in an pop@psy-akademie.at. 8 Teilnehmer*innen werden in den Kurs aufgenommen.
Anrechenbar:
Als Fortbildung gem. PthG. Die Fortbildung ist auch anrechenbar als Ausbildungsschritt für die Erlangung des Status „POP-Lehrsupervisor*in“ (siehe Ausbildungsordnung POP)
Jedes Modul dient der Qualifizierung in Einzelsupervision und behandelt jeweils ein Schwerpunktthema zur Anwendung der psychoanalytischen Methode in psychodynamischen Psychotherapien.
Indikation - 12. März 21
Setting - 30. April 21
Übertragung-Gegenübertragung - 28. Mai 21
Enactment und „Parallelprozess“ - 25. Juni 21
Interventionsoptionen, speziell Deutung - 10. September 21
Interventionsformen jenseits des Deutens - 8. Oktober 21
Der Einfluss externer Faktoren auf die Supervision - 19. November 21
Therapiekrisen, Supervisionskrisen, Evaluierung - 3. Dezember 21
Pro Termin wird ein Kurzreferat der Seminarleitung die Diskussion einleiten. Dabei geht es um wesentliche Elemente, die einen psychoanalytisch orientierten Supervisionsprozess beschreiben. Im Anschluss daran sollen an Hand eines Verbatim-Protokolls die Supervisionssitzungen von zwei TeilnehmerInnen besprochen werden. Jede Teilnehmer*in hat im Seminar zu 2 Terminen je eine Supervisionsstunde mittels Supervisions-Stundenprotokoll vorzustellen. Zu den einzelnen Themen sind zur Vorbereitung 2-4 Artikel zu lesen. Die einzelnen Module beinhalten folgende Schwerpunkte:
Modul 1
Indikation für eine psychodynamische Psychotherapie
Die Eignung zur Behandlung im Erstinterview beinhaltet einerseits die Erhebung der objektiven Daten, die Untersuchung der Beziehung zwischen Behandler*in und Patient*in, unsere Gegenübertragung, als auch die Diagnostik der Psychopathologie der Patient*in. Zusätzlich werden Indikationsbereiche aus psychoanalytischer Perspektive bzw. die Grenzen der Behandelbarkeit als Unterscheidung von Behandlungswunsch (Leidensdruck) und Behandlungsfähigkeit diskutiert.
Leitung: Wilhelm Burian
Modul 2
Das Setting in einer psychodynamischen Psychotherapie
Der Einfluss des Umgangs mit dem Setting auf den Supervisionsprozess ist ein zentrales Thema. Die Anwendung der psychoanalytischen Methode spiegelt sich im Setting wieder. Das reziproke Verhältnis von Setting und Technik in allen Facetten wie Frequenz, Stundenabsagen, Urlaub, verschiedene Formen der Bezahlung, Therapie innerhalb einer Institution bzw. in der Privatpraxis soll beleuchtet werden.
Leitung: Brigitte Grossmann-Garger
Modul 3
Übertragung und Gegenübertragung
„Die Bearbeitung des zunächst unbewussten Übertragungs-/Gegenübertragungs-geschehens und der vielfältigen Formen des Widerstands sowie die Handhabung einer technischen Neutralität des Analytikers im Sinne des Nichtagierens der unbewussten Rollenerwartung sind die herausragenden Charakteristika sowohl der Standardanalyse als auch der psychoanalytisch orientierten Psychotherapie (Clarkin, Kernberg u.a. 2008).“
Anders als bei der Standardanalyse geht es in der psychoanalytisch orientierten Psychotherapie vorwiegend um die Fokussierung auf aktuell wirksame intra/interpersonelle Konflikte und deren Symptombildung unter Beachtung von Übertragung, Gegenübertragung und Widerstand. Diese Unterschiede wirken sich auch auf die jeweiligen Supervisionen aus und sollen in diesem Modul reflektiert werden. Ein Schwerpunkt könnte die Frage bilden, wann in einer psychoanalytisch orientierten Psychotherapie erkennbare Anzeichen einer Übertragung zu deuten sind und wann nicht, bzw. wie dies den Supervidierten vermittelt werden kann, z.B. durch theoretische Information und Belehrung, Deutung der sich in der Interaktion manifestierenden Übertrags-/Gegenübertragungskonstellation, modellhaftes Verhalten der Supervisor*in und Bewusstmachung des Parallelprozesses.
Leitung: Michael Diercks
Modul 4
Enactment und „Parallelprozess“
In diesem Modul soll an klinischen Beispielen diskutiert werden, wie projektive Identifizierung, Gegenübertragung und eventuelle Gegenübertragungs-Enactments erkannt und klinisch-theoretisch beschrieben werden können. Wobei sich diese meist unbewusste Dynamik aus der therapeutischen Situation als besonders interessant und herausfordernd erweist, wenn sie sich als „Parallelprozess“ in der Supervisionssituation wiederholt. Die Diskussion dieser Phänomene soll die Wahrnehmung der Supervisor*in für den supervisorischen Prozess schärfen und die Bedeutung der „supervisorischen Haltung“ im Rahmen einer psychoanalytisch orientierten Supervision hervorheben.
Leitung: Elisabeth Skale
Modul 5
Interventionsoptionen, speziell Deutung
Im engeren Sinne meint „deuten“ Interventionen zu setzen, die Unbewusstes in Bewusstes transformieren können. War die Deutung ursprünglich eine eher pädagogisch-aufklärerische Belehrung ist durch das Verständnis der Übertragung als Wiederholung, Widerstand und Aktion die Diskussion der Übertragungsdeutung in den Mittelpunkt des Interesses gerückt. Sie wird schließlich als diejenige Arbeit im analytischen Prozesses betrachtet, die am nachhaltigsten relevante Veränderungen ermöglicht.
Wie, zu welchem Zeitpunkt und mit welchem Ziel Deutungen gegeben werden, hängt von den bewussten und unbewussten Modellen des seelischen Geschehens ab, denen die Therapeut*innen folgen. Diese Modelle speisen sich aus einem Konglomerat von persönlichen Erfahrungen aus der Eigenanalyse, den theoretischen Diskussionen, den bevorzugten Theorien oder Moden, den Erfahrungen in Supervisionen oder Intervisionen und last not least aus den libidinösen Bedürfnissen der Therapeut*innen.
Die psychoanalytische Haltung und die bewussten und unbewussten Modelle der Supervisor*innen bestimmen den Umgang mit den von den Kolleg*innen vorgestellten Deutungen. Diese Einstellungen und die daraus folgenden Handlungen sollen in diesem Seminarblock reflektiert werden.
Leitung: Walter Parth
Modul 6
Interventionsformen jenseits des Deutens
Im Setting der psychoanalytisch orientierten Psychotherapie können stützende Interventionen u.U. angezeigt sein, ebenso wie Klärung und Konfrontation als Vorbereitung einer Deutung. Besonderes Augenmerk liegt dabei allerdings immer darauf, ein unreflektiertes Ausagieren der Gegenübertragung zu vermeiden. In der Gruppe soll diskutiert werden, was der Begriff „stützend“ umfasst: eine supportive Technik soll unterschieden werden von der supportiven Wirkung zB. einer guten Deutung. Inwieweit ist dem entsprechend die Arbeit der Supervisor*in eine supportive, inwieweit eine aufdeckende? Im Rahmen des Moduls sollen wesentliche Themen des supervisorischen Arbeitens reflektiert werden: bipolares Wesen der Supervisor*in als Lehrende*r und Psychoanalytiker*in; Techniken und Fokus der Supervision; Beziehung zwischen Supervisor*in und Supervisand*in (Atmosphäre der Offenheit und Reflexion); Kräfte (Erwartungen, Ansprüche, Phantasien, Ängste), die die Arbeit der Supervisor*in beeinflussen können: Erkennen eigener blinder Flecken, die den supervisorischen und psychotherapeutischen Prozess hemmen können; Aufdecken von Parallelprozessen und ihr Nutzbarmachen für den Verstehensprozess.
Leitung: Eva Ptak-Wiesauer
Modul 7
Der Einfluss externer Faktoren auf die Supervision
In diesem Modul werden Problemstellungen angesprochen die dadurch entstehen, dass auf Grund äußerer Bedingungen die Arbeit in einem klassischen Setting oder die Unabhängigkeit des therapeutischen Paares erschwert werden oder nicht eingehalten werden können. Beispiele sind Supervisionen von Einzeltherapie in Institutionen, bei unregelmäßiger Frequenz, bei Therapie mit starken Interventionen von außen oder therapeutischem Arbeiten in der Feldarbeit, Sozialarbeit oder Betreuung. Wie kann in der Supervision eine psychoanalytische Haltung aufrechterhalten werden?
Wie kann die Supervisor*in ihre Position in der Institution reflektieren? Wie kann die Übertragung auf die Institution, wie können zersplitterte Übertragungsdynamiken wahrgenommen und integriert werden
Leitung: Hemma Rössler-Schülein
Modul 8:
Therapiekrisen, Supervisionskrisen und Evaluierung
Es wird dargestellt und diskutiert, was Therapiekrisen sind, welche Ursachen sie haben und wie diese in der Supervision auftauchen. Dabei wird auch der Frage nachgegangen, welche Rolle der Behandlungsrahmen für die Bewältigung dieser Krisen spielt. Manchmal zeigen sich latente Schwierigkeiten in der Therapie auch als Krise in der Supervisionsbeziehung. Es wird untersucht, welche Ursachen Supervisionskrisen haben , wie sie aufgelöst werden können und welche Strategien es im Ausbildungskontext braucht, damit die Evaluierung möglichst objektiv bleibt.
Leitung: Fritz Lackinger
Bei jedem Modul sollen von 2 Teilnehmer*innen je ein Supervisonsprotokoll vorgestellt und besprochen werden, sodass jede Teilnehmer*in im Laufe der Fortbildung 2 Supervisionsfälle vorstellt.
Referent*innen:
Wilhelm Burian, Dr.med.
Facharzt für Psychiatrie seit 1979, Mitglied WPV seit 1982, Lehranalytiker seit 1990,1993 -1998 Präsident der WPV, Vorsitz Ausbildungsinstitutes der WPV von 2001-2005, 1988-2007 Primariat Drogenabteilung API. Zusammen mit B. Grossmann-Garger ab 2008 Leitung des Department Klinik der WPA und 2012 -2016 Geschäftsführer der Akademie. Seit 2012 Ausbildungsleitung PoP zusammen mit B.Grossmann-Garger. Über 90 Publikationen zu Psychoanalyse und Psychotherapie, Psychoanalyse und Politik und der Psychotherapie der Sucht; Bücher und Herausgeber, zuletzt Hg. zusammen mit B. Grossmann-Garger, Psychoanalytisch orientierte Psychotherapie, Lehrbuch, Mandelbaum 2018.
Michael Diercks, Dipl. Psych.
Klinischer Psychologe und Psychotherapeut (Psychoanalyse) in eigener Praxis, Lehranalytiker (WPV/IPA),Vorsitzender des Lehrausschusses der WPV
Brigitte Grossmann-Garger, Dr.in phil., Mag.a rer.nat.
Psychoanalytikerin in freier Praxis. Lehrtherapeutin und Lehrsupervisorin im Wiener Arbeitskreis für Psychoanalyse, in der IPA und in POP. Langjährige Leiterin der Ausbildungskommission im WAP. An der Wiener psychoanalytischen Akademie Departmentleiterin für Klinik und psychosoziale Praxisfelder, Ausbildungsleitung für POP, beides gemeinsam mit W. Burian, Mitautorin und gemeinsame Herausgeberin mit W. Burian von: Psychoanalytisch orientierte Psychotherapie. Ein Lehrbuch. 2018, Mandelbaum Verlag
Fritz Lackinger, Priv.Doz. Dr.phil.
Mitglied und Lehranalytiker im Wiener Arbeitskreis für Psychoanalyse (IPA) und Lehrsupervisor für Psychoanalytisch Orientierte Psychotherapie (POP) und Übertragungsfokussierte Psychotherapie (TFP). Lehrtätigkeit und Publikationen zu psychoanalytischer Psychotherapie, psychoanalytischer Sozialwissenschaft und psychodynamischer Arbeit mit Straftätern.
Walter Parth, Dr. phil.
Psychoanalytiker in freier Praxis. Lehranalytiker und Supervisor im Wiener Arbeitskreis für Psychoanalyse, in der IPA und in POP. Ehemaliger Vorsitzender des WAP und langjähriges Mitglied der Ausbildungskommission im WAP und im Lehrausschuss POP.
Eva Ptak-Wiesauer, Dr.in phil.
Psychoanalytikerin in freier Praxis, Lehranalytikerin (WAP/IPA), Lehrtherapeutin und Lehrsupervisorin für POP an der Wiener Psychoanalytischen Akademie; Leiterin der Ethikkommission des WAP 2009-2014; Lehrtätigkeit im Fachspezifikum Psychoanalytisch orientierte Psychotherapie (POP) sowie Mitglied des Lehrausschusses.
Hemma Rössler-Schülein, Dr.in med.
Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin, Psychotherapeutin, Lehranalytikerin (WPV, IPA), Lehranalytikerin und Supervisorin für psychoanalytisch orientierte Psychotherapie. Research Fellow der IPA (RTP), Vorsitzende der WPV (2016-2019). Arbeitet in freier Praxis und am Ambulatorium der WPV und organisiert zusammen mit Wolfgang Groysbeck die Fortbildungsreihe Psychoanalytische Psychosentherapie an der Wiener Psychoanalytischen Akademie.
Elisabeth Skale, Dr.in med.
Fachärztin für Psychiatrie, Psychoanalytikerin, Lehranalytikerin der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung. 2009-2012 Vorsitzende der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung, derzeit Leiterin des Lehrausschusses der WPV. Arbeitet in freier Praxis und am Wiener Psychoanalytischen Ambulatorium. Publikationen zu Theorie und Technik der Psychoanalyse.