Psychodynamische Arbeit mit Sexualstraftätern
Seminarreihe in Kooperation von Wiener Psychoanalytischer Akademie und Strafvollzugsakademie
Sexualität beruht auf triebhaften Grundlagen, erfüllt im seelischen Leben aber mehrere Funktionen. Sexualität mischt sich mit Aggression und kann im Extremfall zur Ausdrucksform von destruktiven Impulsen werden. Von sexuellen Missbrauchstätern werden häufig eigene Opfererfahrungen verleugnet und projiziert. Bei sexuellen Gewalttätern spielen Wut und Rache in den sexuellen Phantasien eine große Rolle, die insgesamt der Umdrehung von Demütigungserfahrungen dienen.
In klinischen Begegnungen mit solchen Tätern treten eine Reihe von typischen Beziehungsmustern auf, in denen sich das unbewusste Skript des einzelnen Straftäters re-inszeniert. Betreuer und Therapeuten erleben dabei regelmäßig schwer erträgliche Gegenübertragungsreaktionen und können sich manchmal sogar in pathologische Kollusionen verstricken. Selbstreflexion auf der Basis psychoanalytischer Konzepte kann dagegen einen gewissen Schutz bieten.
In der Risikobeurteilung und im Risikomanagement von Sexualstraftätern wird heute zwischen statischen und dynamischen Faktoren unterschieden. Mit Instrumenten wie der VRS:SO können diese relativ verlässlich erhoben werden. Die statischen Faktoren beruhen auf der Vergangenheit des Täters und sind für die Rückfallprognose unverzichtbare Kenngrößen. Die dynamischen Faktoren reflektieren Persönlichkeitsstruktur und Beziehungsfähigkeit und umreißen die Möglichkeiten der Straftäterbehandlung.
Hier hakt diese Seminarreihe ein. Forensische Behandlung muss zur Veränderung der dynamischen Faktoren auch auf der Ebene der vor- und unbewussten Vorstellungen und Phantasien ansetzen, ein Gebiet, mit dem sich psychodynamische Richtung in der forensischen Therapie beschäftigt. Die Seminarreihe setzt sich das Ziel, die mit Betreuungsaufgaben im Maßnahmenvollzug befassten Fachdienste, aber auch Psychotherapeuten, die mit solchen Patienten zu tun haben, in das psychodynamische Denken und Handeln in Bezug auf sexuelle Devianz und Delinquenz einzuführen.
Die Seminarreihe wird in drei Teilen abgehalten (jeweils 8 AE).
27. September 2019, 9.00 - 17 Uhr
Seminar 1: Sexualität - Perversion - Perversität
Psychodynamische Konzepte der sexuellen und aggressiven Triebkräfte des Menschen und ihrer Störungen bei Straftätern. Ebenen der diagnostischen Differenzierung in der forensischen Betreuung und Therapie. Strategien der Betreuung und Therapie und Grenzen der Behandelbarkeit.
24. Jänner 2020, 9.00 - 17 Uhr
Seminar 2: Psychodynamische Auffassung der Persönlichkeit und der Behandlung von Missbrauchstätern
Mutterproblematik und narzisstische Objektwahl, Selbstvertauschungsagieren und Dominanzgefühl, Identitätsdiffusion und Formen der Übertragung und Gegenübertragung (z.B. die imitative Übertragung und die verleugnende Gegenübertragung).
20. März 2020, 9.00 - 17 Uhr
Seminar 3: Psychodynamik und Behandlung von sexuellen Gewalttätern
Impulsive versus geplante Gewalt, Dynamik und Formen des Sadismus, sexueller Sadismus und Charaktersadismus, Wut- und Machtvergewaltiger, psychopathische und perverse Formen der Übertragung.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden gebeten, jeweils ein bis zwei Fälle aus Ihrer Arbeit vorzubereiten und für die Gruppenarbeit zur Verfügung zu stellen. Die theoretischen und klinischen Konzepte können dadurch am praktischen Material illustriert und diskutiert werden.
Teilnahmegebühr: 600.- für drei Seminare.
Diese können nur gemeinsam gebucht werden, da sie aufeinander aufbauen.
Ort: Wiener Psychoanalytische Akademie, Salzgries 16a, 1010 Wien
Leitung: Dr. Fritz Lackinger und Mag. Gerhard Mitterbauer
Die Veranstaltung ist ausgebucht.