Curriculum
Die Weiterbildung baut auf der Selbsterfahrung der jeweiligen abgeschlossenen psychotherapeutischen Ausbildung auf. Eine Grundausbildung in einer psychodynamischen Methode ist dabei von Vorteil.
Die Weiterbildung wurde mit 60 ECTS-Punkten bewertet, davon 30 für EKKT.
Das Weiterbildungscurriculum selbst setzt sich aus fünf Elementen zusammen:
- Infant Observation nach Esther Bick (IO)
- Theorie: Teil 1: Säuglinge und Kleinkinder, Teil 2: Kinder und Jugendliche
- Klinische Fallarbeit – eigenständiges Arbeiten
- Gruppen- und Einzelsupervision von eigenen Fällen
- Selbststudium
1. Die psychoanalytische Beobachtung eines Säuglings mit seinen Eltern während des gesamten ersten Lebensjahres integriert spezifische Selbsterfahrung, eigenständiges Arbeiten und psychoanalytische Theorie. Wöchentliche Beobachtungssitzungen werden anhand von detaillierten Stundenprotokollen in einem begleitenden Seminar in der Kleingruppe über drei Semester gemeinsam reflektiert. Dies ermöglicht den TeilnehmerInnen einen vertieften Einblick in frühkindliche Prozesse mehrerer Säuglinge und entspricht dem von Wilfred Bion beschriebenen Lernen durch Erfahrung.
2. Das spezifische theoretische und klinische Wissen wird in sieben auf das Säuglings- und Kleinkindalter und sechs auf Kinder- und Jugendliche bezogenen Wochenendseminaren vermittelt und durch kasuistische Beispiele aus der Praxis veranschaulicht (Einführungstag 8 AE, sonst jeweils 12 AE).
3. Im ersten Teil sind vier Kurztherapien mit Säuglingen bzw. Kleinkindern und ihren Eltern, im zweiten Teil die Durchführung von zwei Psychotherapien (ein Vorschul/Latenzkind, ein(e) Adoleszente/r) mit 2 Sitzungen pro Woche für mindestens ein Jahr oder mit einer Sitzung pro Woche für 2 Jahre vorgesehen.
4. Ab dem dritten Semester bringen die TeilnehmerInnen eigene Therapiefälle in die Gruppen und Einzelsupervision bei SupervisorInnen des Lehrgangs.
- Teil 1: Die Arbeit mit Eltern und Säuglingen bzw. Kleinkindern wird in der Kleingruppe supervidiert (40 Stunden, in den Teilnahmekosten inkludiert)..
- Teil 2: Für die Psychotherapien mit Kindern und Adoleszenten sind 40 Stunden Gruppensupervision (in den Teilnahmekosten inkludiert) sowie mindestens 40 Stunden Einzelsupervision erforderlich, die gesondert zu bezahlen ist.
5. Das Selbststudium setzt sich aus dem Literaturstudium begleitend zu den Seminaren, den Beobachtungsprotokollen zur Infant Observation und aus der Fallvorbereitung für die Supervisionen zusammen.
Module Teil A (EKKT)
Modul 1: Einführungstag
(Alle DozentInnen)
- Einführung in die psychoanalytisch orientierte Psychotherapie mit Säuglingen, Kleinkindern und Eltern. Möglichkeiten und Grenzen, Rahmenbedingungen
Kennenlernen der TeilnehmerInnen, Gruppenbildung
Modul 2: Psychoanalytische Grundbegriffe
(Alexander Schwetz)
- Das Unbewusste, Psychischer Konflikt, Abwehrmechanismen Psychosexualität
- Übertragung, Gegenübertragung
- Beziehung, Bindung, Interaktion
- Identifizierung, Projektion, projektive Identifizierung
- Psychische Strukturen und Repräsentanzen
- Symbolisierung und spielerische Kreativität
- Regression, Psychisches Trauma
Modul 3: Schwangerschaft, Geburt, Elternschaft
(Thomas Elstner, Karin Lebersorger )
- Die unbewusste Bedeutung von Schwangerschaft und Geburt
- Psychische Umgestaltung in der Schwangerschaft, das imaginäre Kind
- Die postpartale Zeit und ihre Konfliktfelder
- Veränderungen der Paarbeziehung, von der Dyade zur Triade
- Psychische Implikationen der Reproduktionsmedizin
- Geschwisterkinder, alleinerziehende Elternteile
- Pflege- und Adoptivfamilien, Regenbogenfamilien
Modul 4: Psychoanalytische Entwicklungstheorien 1
(Valerie Curen, Karin Lebersorger)
- Abriss der Säuglingsforschung und der Entwicklungsdiagnostik
- Triebtheorie, Objektbeziehungstheorie
- Entwicklung der Symbolisierungsfähigkeit, der Sprache und des kindlichen Spiels
Modul 5: Technik der psychoanalytischen Therapie mit Säuglingen/Kleinkindern und ihren Eltern – EKKT
(Gertraud Diem-Wille, Egon Garstick)
- Konzepte, Leitlinien, Technische Prinzipien
- Die besondere Wirkung der frühen gemeinsamen Therapie
- Die besondere Sprache mit dem Säugling und Kleinkind
- Veränderung elterlicher und kindlicher Projektionen
- Psychotherapieforschung
Modul 6: Risikokonstellationen
( Thomas Elstner, Andrea Witting)
- Frühgeborenes Kind, entwicklungsbeeinträchtigtes Kind
- Normale und abweichende neuropsychologische Entwicklung in den ersten Lebensjahren – Grenzsteinkonzept
- Körperlich und seelisch kranke Eltern
- Elterliche Gewalt, Kinderschutz
- Erkennen von Interaktionspathologie
- Säuglingspsychosomatik
- Umgang mit der spezifischen Gegenübertragung bei Risikokonstellationen
Modul 7: Klinische Illustrationen zu Praxis und Behandlungstechnik
(Gertraud Diem-Wille, Sabine Fiala-Preinsperger)
- Indikationsstellung, Settingfragen
- Herausarbeiten der zentralen Konflikte und deren Deutung
- EKKT als Kurztherapie oder als diagnostisches Instrument
- Indikationen zur Weiterbehandlung der Kinder im Einzelsetting
- Indikationen zur Empfehlung einer individuellen Therapie der Eltern
Module Teil B
Modul 8: Psychoanalytische Entwicklungstheorien 2
(Valerie Curen, Karin Lebersorger)
- Psychische und körperliche Umgestaltung in der Latenz, Übergang von der Familie in die Schule, selbständiger Wissenserwerb, spezifische Konflikte und Abwehrmechanismen
- Psychisches Erleben der pubertären Veränderungen in der Adoleszenz, ihre Bewältigung und Integration in das Selbstbild.
- Adoleszente Entwicklungsaufgaben im Hinblick auf Geschlechtsidentität, Möglichkeiten einer sexuellen Partnerschaft und gesellschaftliche Identität (einen Platz in der Welt finden)
- Reaktionen in der inneren Welt der Eltern, phasenspezifische Herausforderungen und krankheitswertige Entwicklungen
Modul 9: Erstkontakt und Diagnostik
(Valerie Curen, Sabine Fiala-Preinsperger)
- Psychoanalytische Zugänge zu Kindern und Jugendlichen, Technik, Vertrauensaufbau
- Erstinterview: Gegenübertragungsfragen, innere Haltung, prozessorientiertes Fragen, Denk-, Erlebnis- und Deutungsarbeit
- Intersubjektive Beziehungsrealität
- Indikation psychoanalytischer Psychotherapie bei Kindern und Jugendlichen
- Therapiebedürftigkeit, Therapiemotivation, Therapiefähigkeit
- Indikatoren für einen höher- oder niederfrequenten psychoanalytischen Prozess
- Therapeutische Ziele
- Vorstellungen von Therapie
- Arbeitsbündnis
- Erstellen eines Therapieantrages
Modul 10: Fallbeispiele zu Entwicklungsabweichungen, Krankheits- und Störungsbilder - Überlegungen zum therapeutischen Prozess
(Tania Bednarcik, Karoline Krieger-Lamina)
- Angst- und Panikstörung
- Depression, Zwänge
- Sprachstörungen: Mutismus, Stottern
- Identitätsentwicklungsstörung, narzisstische und Borderline-Persönlichkeitsentwicklungsstörung
- Psychotische Entwicklung
- Deprivation
- PalliativmedizinischeThemen
- Entwicklungsbeeinträchtigung
- Beziehungsprobleme und fremdaggressives / autoaggressives Verhalten
- Suchterkrankung (Internet, Alkohol, Drogen...)
- Traumatisierung: Gewalt, Mobbing, Missbrauch, Flucht
- Suizidalität
- Schwere belastende Lebensereignisse:
- Gewalttätige oder kriminelle Familie, Verlusterlebnis
Modul 11: Psychoanalytisch orientierte Behandlungstechnik 1 - Kinder
(Gertraud Diem-Wille, Brigitte Jakubowics)
- Besonderheiten der Kinder- Jugendpsychotherapie
- Anfang, Vereinbarungen, Setting
- Das Spiel in der analytischen Psychotherapie mit Kindern
- Übertragung und Gegenübertragung
- Deutungen, Konstruktionen, Triangulierung
- Abstinenz, Neutralität, Schweigepflicht
- Die Bedeutung und Ausstattung des Raumes
- Elternarbeit
Modul 12: Psychoanalytisch orientierte Behandlungstechnik 2 - Jugendliche
(Liana Giorgi, Brigitte Jakubowics)
- Psychoanalytische Krisenintervention
- Psychoanalytische Behandlungstechnik bei Jugendlichen
- Der analytisch-therapeutische Prozess bei Jugendlichen
- Der analytisch- therapeutische Prozess bei traumatisierten Jugendlichen, Intervention und Deutung
- Reflexion der „historischen Wahrheit“
- Einbeziehung der primären Bezugspersonen (Eltern, Pädagogen...)
Modul 13: Systeme und Nahtstellen
(Thomas Elstner, Karoline Krieger-Lamina)
- Zusammenarbeit mit anderen im Feld tätigen Einrichtungen
- Niedergelassene und institutionelle Kinder- und Jugendpsychiatrie
- Schule, Kindergarten, Wohneinrichtungen, funktionelle TherapeutInnen, Krankenkassen, Kinder- und Jugendhilfe. Vorgehen bei Kindeswohlgefährdung“
- Daraus entstehende Einflüsse und Komplikationen für die psychotherapeutische Arbeit
- Zusammenarbeit unter Wahrung von Verschwiegenheit und Vertraulichkeit
- Rechtliche und berufsethische Aspekte