Sublimierung: Zentraler Begriff, Leerstelle und /oder Konzept für die Klinik?

Die Veranstaltung ist ausgebucht.

Schon im „Vokabular der Psychoanalyse“ betonten Laplanche und Pontalis, dass Freuds Konzept der Sublimierung zwar zentral und unverzichtbar für die Metapsychologie sei, aber gleichzeitig „eine der Leerstellen des psychoanalytischen Denkens“ bleibe. Diese Lücke in der Theoriebildung überrascht – auch deshalb, weil die Entwicklung der Fähigkeit zu Symbolisierung und Sublimierung oft als entscheidendes psychoanalytisches Behandlungsziel genannt wird. Obwohl es in den Gesammelten Werken mehr als 180 Textstellen zur Sublimierung gibt, existiert kein ausgearbeitetes Konzept dieses faszinierenden Begriffs. Die entscheidenden Spannungsfelder bleiben offen: Welche Triebregungen können sublimiert werden? Ist eine „Sublimierung des Aggressions-Destruktions-Triebs“ (Freud, 1937) möglich? Welche Folgen hat die kulturelle Wertung des Begriffs? Ist die Sublimierung nur ein erfolgreicher, weil energiesparender Abwehrmechanismus oder aber eine Bedingung jeglichen Denkens?

Hans Loewald feiert in seinem Buch „Sublimation“ – einem seiner letzten Texte – die Sublimierung als Wiederherstellung der ursprünglichen Einheit zwischen Mutter und Kind, als Versöhnung zwischen Primär- und Sekundärprozess. Sein Konzept von Sublimierung ist wahrlich umfassend – auch deshalb wurde er zu einem der „godfathers“ der interpersonellen Psychoanalyse (von Stephen Mitchell bis Jessica Benjamin).

Eine umfassende Theorie der Sublimierung gibt es bis heute nicht, diese „klaffende Lücke“ (lt. C. Castoriadis) wird immer noch beklagt. Der Begriff aber bleibt weiterhin unverzichtbar. Oft wird er auch fast als Synonym für Symbolisierungs-Prozesse verwendet (siehe M. Klein, H. Segal – bis hin zu R. Britton). Jüngere Texte zum Verständnis der Sublimierung kommen u.a. aus Italien und Frankreich (z.B. G. Civitarese, E. Sechaud oder J.-L. Baldacci). Gerade die französischen Ansätze versuchen – oft ausgehend von Autoren wie A. Green oder J.Laplanche –, das Sublimierungskonzept mit demjenigen des psychoanalytischen Prozesses zusammenzudenken und damit seine klinische Relevanz zu betonen. Dadurch wird Psychoanalyse an sich zur Sublimierungsarbeit.

Pro Abschnitt ca. jeweils 45 Minuten Referat und Diskussion. Es erfolgt eine Vorabsendung von Texten zur Lektüre als erweiterte Diskussionsgrundlage.

Termine:
Freitag ,11.10. 2024, 16:00 - 20:00
1. Sublimierung bei Freud
2. Frei verschiebliche Energie durch Sublimierung? Position zwischen Freud undLoewald

Samstag, 12.10.2024, 9:30 - 13:00
3. Hans Loewald: Sublimierung als Versöhnung zwischen Primär- undSekundärprozess?
4. Neuere Positionen zur Sublimierung mit Schwerpunkt französischePsychoanalyse

Zu den Ankündigungsbildern mit Freud: Mit KI von Microsoft Bing erstellt (Schlagworte „Sublimierung“, „Psychoanalyse“, „Freud“).
Zum Ankündigungsbild von Rainer Gross: C.Stadler/Bwag

Veranstalter:  Wiener Psychoanalytische Akademie (WPA)
Zielgruppe: Interessierte an Psychoanalyse
PsychoanalytikerInnen
PsychologInnen
PsychotherapeutInnen
Programmleitung: Dr. Rainer Gross, Mag. Andreas Mittermayr
Preis der Veranstaltung: EUR 160,00
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