Psychoanalytisch orientierte Traumabehandlung 2024

Fortbildung für Psychoanalytiker*innen, Psychoanalytiker*innen i.A.u.S., PoP Psychotherapeut*innen, PoP Psychotherapeut*innen i.A.u.S., Psychotherapeut*innen anderer Schulen, Klinische Psycholog*innen, Ärzt*innen mit PSY III-Diplom

Ziel dieser Fortbildung ist es den Beitrag der Psychoanalyse für die Behandlung von (schwer) Traumatisierten zu bestimmen.
In 10 Modulen mit je 8 AE werden grundlegenden Begriffe und Konzepte dargestellt. Der Schwerpunkt liegt in der klinischen Darstellung (Fallbesprechungen, eventuell Rollenspiele) und in einer plastischen Vermittlung der Inhalte mittels Film und Literatur.
In jedem Modul werden 6 AE der Theorie bzw. Klinik gewidmet und jeweils 2 AE sind für Fallsupervisionen reserviert.

Bei/vor jeder Fortbildung erhalten die Teilnehmer*innen ein Skriptum der Vortragenden.

Ort: Wr. Psychoanalytische Akademie, Salzgries 16/3, 1010 Wien
Teilnehmerzahl: 16-20 Personen
Anmeldefrist: 22.12.2023

Inhalte der einzelnen Module

Modul 1: 27.01.2024
Einführung in die Psychotraumatologie
Leitung: Wilhelm Burian, Bettina Jordan, Angelika Breser
Am Beginn dieses Seminars geht es um ein wechselseitiges Kennenlernen und einen Austausch von Erwartungen das Curriculum betreffend. Danach erfolgt eine inhaltliche Einführung mittels Diskussionen in der Gruppe und eine Präsentation der wichtigen und allgemein üblichen Begriffe und Definitionen der Psychotraumatologie.

Modul 2: 24.02.2024
Psychoanalytische Traumatheorien

Leitung: Fritz Lackinger
Das Trauma war in der Entwicklung der Freud ́sche Lehre vom Beginn an ein zentrales Thema. Die Aufgabe der sogenannten „Verführungstheorie“ durch Freud ermöglichte die Entdeckung der infantilen Sexualität und des Ödipuskomplexes. Ferenczi war der Erste, der das Trauma als Beziehungsereignis beschrieb und damit vielfältige Perspektiven auf die Wirkung infantiler Traumata für die Entwicklung der psychischen Strukturen eröffnete. In jüngerer Zeit werden Beziehungstraumata mit der Verstärkung paranoid-spaltender Mechanismen und mit der Blockierung von Mentalisierungs- und Symbolisierungsprozessen verbunden.
Das Modul versucht einen Überblick über diese Theorieentwicklung zu geben und anhand von Beispielen die klinische Brauchbarkeit von theoretischen Konzepten zu untersuchen.

Modul 3: 09.03.2024
1. Teil: Psychiatrische Behandlungen bei Trauma
Leitung: Bettina Jordan
Darstellung der Interventionsketten, die im Zusammenhang mit Traumatisierungserfahrungen erforderlich sein können. Ein besonderes Merkmal wird auf die Schnittstellen und die Möglichkeiten pharmakologischer Behandlung gelegt.
2. Teil: Psychobiologie des Traumas
Leitung: Fritz Lackinger
Die kognitiven Neurowissenschaften haben in den letzten 20 Jahren eine Unzahl von neurobiologischen und kognitionswissenschaftlichen Erkenntnissen zusammengetragen, die auch die psychoanalytischen Konzepte herausfordern.
In diesem Modul werden die zentralen Befunde dieser Forschung vorgestellt und ihre Relevanz für das psychoanalytische Denken untersucht. Anhand eines kurzen Beispiels wird gefragt, was die klinisch-praktische Bedeutung dieser Debatten ist.

Modul 4: 13.04.2024
Trauma- Übertragung, Gegenübertragung
Leitung: Wolfgang Till
In diesem Modul wird - sowohl theoretisch als auch anhand von Fällen und Fallvignetten - thematisiert, wie Traumatisierungen in speziellen Übertragungs- Gegenübertragungskonstellationen ihren Niederschlag finden können. Traumatisierungen können so besser verstehbar und bearbeitbar werden. Weiters sollen die speziellen Herausforderungen für die Gegenübertragung, die die Arbeit mit Traumatisierten bedeutet, diskutiert werden.

Modul 5: 25.05.2024
Traumatisierung durch Krieg und Verfolgung
Leitung: Wilhelm Burian, Bettina Jordan
Am Beispiel des Filmes “ Hitlerjunge Salomon“ von Agneshka Holland erleben wir die Identitätsentwicklung von Sally. Diese Entwicklung beginnt im Film mit der Trennung von seiner Familie, über seine sowjetische Umerziehung und seinen Weg als „Ost- Deutscher“ in die HJ und endet mit dem Wiederfinden seines Bruders und seiner Übersiedlung nach Israel. Die Auswirkungen dieser traumatischen Veränderungen auf seine Identität werden erörtert.

Modul 6: 29.06.2024
Massives Trauma: Transgenerationale Weitergabe des Holocaust
Leitung: Wilhelm Burian, Bettina Jordan
Der Holocaust als historische Katastrophe verursachte Extremtraumatisierungen, kollektives Trauma, transgenerationale Weitergabe u.v.a. Das Phänomen Holocaust erforderte die Entwicklung von Theorien sowie den Versuch angemessene Behandlungsangebote zu entwickeln. In diesem Modul werden wir uns anhand der autobiographischen Graphic Novel „Zweite Generation. Was ich meinen Vater nie gesagt habe“ von Michel Klichka, Egmont Verlag 2014, mit einer sehr persönlichen Geschichte beschäftigen. In dieser wird die transgenerationale Weitergabe von massiven Traumata in der 1. und 2. Generation sichtbar.

Modul 7: 21.09.2024
Akuttraumatisierungen

Leitung: Wolfgang Till
Akuttraumatisierungen sind in den letzten Jahren in der öffentlichen Diskussion sehr präsent. Dabei werden meist möglichst frühzeitige therapeutische Hilfestellungen aus präventiven Überlegungen empfohlen. Es soll hier versucht werden die innere Situation akut Traumatisierter psychoanalytisch zu verstehen und zu überprüfen, inwieweit psychoanalytisches Handeln in diesen Situationen in modifizierter Weise möglich ist.
Methoden: Erarbeiten der Theorie, Rollenspiel, ev. Fallarbeit.

Modul 8: 19.10.2024
Behandlung traumatisierter Kinder

Leitung: Karin Lebersorger
Vorstellung verschiedener Kategorien von Trauma im Kindesalter. Psychodynamik der altersspezifischen Abwehr- und Verarbeitungsmöglichkeiten, transgenerationale Weitergabe von Trauma, traumatisierende Übertragung und ihre Bedeutung für die Übertragungs- Gegenübertragungsdynamik. Anhand klinischer Fallvignetten werden die psychotherapeutische Arbeit mit Kindern, Eltern und Bezugspersonen dargestellt sowie behandlungstechnische Fragen erörtert.

Modul 9: 23.11.2024
Sexualisierte Gewalt und Trauma

Leitung: Esther Hutfless, Angelika Breser
Das Modul beschäftigt sich mit den psychischen Folgen von erlebter sexualisierter Gewalt sowohl im Kindes- als auch im Erwachsenenalter am Beispiel von sexuellem Kindesmissbrauch und Vergewaltigung. Ausgehend von einem kurzen Überblick über die Geschichte psychoanalytischer Zugänge zum Thema, wird der Frage nachgegangen, welche Anforderungen Traumata durch sexualisierte Gewalt an psychoanalytischen Therapien stellen. Mit welcher Psychodynamik, mit welchem Übertragungsgeschehen konfrontieren uns durch sexualisierte Gewalt traumatisierte Patient*innen? Welche Unterschiede in der Psychodynamik und in den Bearbeitungsmöglichkeiten gibt es bei unterschiedlichen Arten sexualisierter Gewalt? Was kann eine Veröffentlichung von Gewalterfahrungen bewirken? Im Modul greifen wir auf Fallbeispiele der Teilnehmer*innen und der Vortragenden zurück.

Modul 10: 07.12.2024
Leitung: Wilhelm Burian, Bettina Jordan, Angelika Breser
1. Teil: Corona als Trauma
Wir kennen Traumatisierungen, die durch Naturereignisse oder durch Menschen verursacht werden. Pandemien, wie die Pest oder neuerdings Corona sind sowohl durch natürliche Ereignisse, als auch durch Menschen verursacht; sie können massive Traumatisierungen sein und dementsprechend Folgen nach sich ziehen. Wir werden die vergangenen und gegenwärtigen, individuellen und kollektiven psychischen Erfahrungen mit Corona unter einem psychoanalytischen Trauma- Gesichtspunkt diskutieren.
2. Teil: Abschluss des Lehrgangs
In diesem Teil wird eine Zusammenfassung und Zusammenschau der Inhalte des Curriculums stattfinden. Überdies wird es Raum und Zeit geben, um die Zusammenarbeit der Gruppe abzuschließen.

Supervisionen:
Bei jedem Modul werden 2 AE für Supervision reserviert.

Ankündigungsbild zum Seminar Psychoanalytisch orientierte Traumabehandlung 2024. Quelle: Justin Martin auf Pixabay
Wir freuen uns auf ihre Anmeldung!
Veranstalter:  Wiener Psychoanalytische Akademie (WPA)
Zielgruppe: PsychoanalytikerInnen
PsychologInnen
Ärztinnen/Ärzte
Programmleitung: Wilhelm Burian, Bettina Jordan, Angelika Breser
Referenten: Wilhelm Burian, Bettina Jordan, Angelika Breser, Esther Hutfless, Fritz Lackinger, Karin Lebersorger, Wolfgang Till
Preis der Veranstaltung: EUR 1.670,00
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