Drei Tage mit Mark Solms
Vortrag, Seminar und Debatte mit einem Pionier der Neuropsychoanalyse
Freitag, 23. Juni 2023, 19 Uhr
Vortrag:
Was ist der Mechanismus der Veränderung in der Talking Cure?
(What is the Mechanism of Change in the Talking Cure?)
In diesem dreiteiligen Vortrag werden einige aktuelle Entwicklungen in den Neurowissenschaften beschrieben, die Auswirkungen auf die Theorie und Praxis der Psychoanalyse haben. Der erste Teil konzentriert sich auf Veränderungen in unserem Verständnis dessen, was im Gehirn/Geist bewusst und unbewusst ist. Dies erfordert eine scharfe Unterscheidung zwischen dem, was Freud das "Es" einerseits und das "System Unbewusst" andererseits nannte. Die Implikationen für die Theorie der "Verdrängung" sind von besonderer klinischer Bedeutung.
Der zweite Teil konzentriert sich auf das, was Freud "Triebtheorie" nannte. Nach heutiger Ansicht gibt nicht nur zwei emotionale Triebe im Gehirn, sondern sieben. Da diese die emotionalen Grundbedürfnisse des Menschen darstellen, sind die klinischen Implikationen dieser neuen Klassifizierung der Triebe immens.
Der dritte Teil konzentriert sich auf diese klinischen Implikationen in praktischer Hinsicht. Die wichtigsten Themen, die erörtert werden, sind (a) die therapeutische Wirkungsweise der "talking cure", (b) unser Verständnis von "Übertragung" und (c) die konzeptuelle Bedeutung von "working through".
Die Vortragssprache ist Englisch, es können aber Fragen auf Deutsch gestellt werden.
Samstag, 24. Juni 2023, 9.30 - 17.30 Uhr
Theorieseminar und Debatte (mit Otto Kernberg):
Affekte, Bewusstsein, das dynamisch Unbewusste und die Objektbeziehungen
(Affects, consciousness, the dynamic unconscious, and object relations)
Dieser Tag mit Mark Solms gliedert sich in zwei Teile.
Am Vormittag wird Mark Solms das aktuelle neuropsychoanalytische Verständnis des Seelenlebens, die Bedeutung von Affekten als direktem Ausdruck homöostatischer Triebanforderungen, Gehirn/Geist als prädiktive Maschine und die Funktion des Bewusstseins bei der Sicherung des Überlebens erläutern. Die Hauptargumente aus Marks neuem Buch "The Hidden Spring. Warum wir fühlen, was wir sind" (deutsch Mai 2023) werden auf lebendige und anregende Weise vorgestellt. Diese Sitzungen werden aus Vorträgen und Diskussionen in kleinen Gruppen sowie im Plenum bestehen.
Die Nachmittagssitzungen sind einer ausführlichen Debatte mit einem der prominentesten Protagonisten der zeitgenössischen Objektbeziehungstheorie, Otto Kernberg, gewidmet, und zwar über die Frage, wie die psychoanalytische Triebtheorie zu erneuern wäre und wie ihre Beziehung zum Konzept und den Ebenen des dynamischen Unbewussten zu verstehen ist. Diese Debatten beziehen sich auch auf einige der eher klinischen Fragen, die im Vortrag von Mark Solms am Freitagabend erörtert werden, und verweisen auf diese zurück. Die Debatte beginnt mit Einführungen sowohl von Mark Solms als auch von Otto Kernberg zu ihren Aktualisierungen der psychoanalytischen Triebtheorie, gefolgt von den jeweiligen Antworten der beiden auf die Argumente des anderen. Danach sind Fragen und Interventionen aus dem Publikum willkommen, die in den Schlussworten der beiden Redner beantwortet werden.
Die Vortrags- und Arbeitssprache ist Englisch, es können aber Fragen auch auf Deutsch gestellt werden. Zur Vorbereitung auf die Debatte zwischen Solms und Kernberg empfehlen wir die Lektüre der folgenden beiden Artikel, die Teilnehmer*innen zur Verfügung gestellt werden:
Solms Mark (2021): Revision of Drive Theory. Journal of the American Psychoanalytic Association, 69: 1033-1091.
Kernberg Otto F. (2021): Some implications of new developments in neurobiology for psychoanalytic object relations theory. Neuropsychoanalysis, 24: 3-12
Sonntag, 25. Juni 2023, 10.00 - 13.00 Uhr
Klinischer Workshop:
Wie die Neuropsychoanalyse klinisch arbeitet
(How Neuropsychoanalysis works clinically)
Dieser Tag mit Mark Solms ist klinischen Fallbesprechungen gewidmet. Daher ist die Teilnahme auf ausgebildete Psychotherapeut*innen und Kandidat*innen beschränkt. Diskretion wird vorausgesetzt.
Zwei Referent*innen aus Wien werden kurz über einen ihrer Fälle sprechen und Notizen von zwei aufeinanderfolgenden Sitzungen zur Verfügung stellen. Mark Solms wird die Fälle diskutieren, aufzeigen, wie eine neuropsychoanalytisch inspirierte Intervention und Strategie aussehen könnte, und die Diskussion für Fragen und alternative Sichtweisen öffnen. Theorie und Praxis können sich auf kollegiale Weise begegnen.
Die Arbeitssprache wird Englisch sein, Fragen und Beiträge können aber auf Deutsch eingebracht werden.
Ort: Wiener Psychoanalytische Akademie, Salzgries 16/3, 1010 Wien
Kosten:
Unkostenbeitrag Vortrag: € 20,-
TN-Gebühr Theorieseminar: € 240,-
TN-Gebühr Vortrag & Theorieseminar: € 250,-
TN-Gebühr Klinischer Workshop: € 100,- Der Workshop ist ausgebucht.
Anmeldung Vortrag
Anmeldung Theorieseminar
Anmeldung Vortrag & Theorieseminar