Sigmund Freud Vorlesungen 2020
Me, Myself, and I – Aktuelle psychoanalytische Perspektiven zum Narzissmus
Die Tagung 2 findet online über Zoom statt, Anmeldungen sind weiterhin möglich.
Freitag, 18. September 2020, 16.00 bis 20.30 Uhr
Samstag, 19. September 2020, 9.00 bis 14.30 Uhr
Freitag, 13. Nov. 2020, 16.00 bis 20.00 Uhr
Samstag, 14. Nov. 2020, 9.00 bis 14.30 Uhr
Bei der 2. Tagung übernimmt Martin Teising an Stelle von Lilli Gast einen Vortrag:
„Narzissmus und individuelle Autonomie“
„Narzissmus“ ist ohne Zweifel einer der Schlüsselbegriffe der Gegenwart. Er ist aus den zeitgenössischen Diskursen zu den Pathologien des Individuums und der Gesellschaft nicht mehr wegzudenken. Das schon vor 40 Jahren ausgerufene „Zeitalter des Narzissmus“ (Lasch, 1979) findet seinen aktuellen Ausdruck in der Rede von der „Generation Selfie“ und den Debatten um den US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump. Wie kaum ein anderer psychoanalytischer Begriff hat der Narzissmus somit Eingang in andere wissenschaftliche Diskurse und in die Alltagssprache gefunden. Doch führt die Popularisierung nicht selten zu einem Verlust an begrifflicher Tiefenschärfe.
Von Freud 1914 als „libidinöse Ergänzung zu den Selbsterhaltungstrieben“ (Freud, 1914) in das psychoanalytische Theoriegebäude eingeführt, wurde dem Begriff auch innerhalb der psychoanalytischen Tradition ein wechselhaftes und kontroversielles Schicksal zuteil. Einig waren sich die verschiedenen analytischen Schulen einzig darin, dass es sich beim Konzept des Narzissmus einerseits um eine der wichtigsten psychoanalytischen Erkenntnisse handle, dass es andererseits aber auch äußerst verwirrend sei (Pulver, 1972).
So betonen einige Autoren die destruktiven, gegen die Anerkennung der Abhängigkeit von Objekten gerichteten Seiten des Narzissmus, während andere auf den libidinösen Kern der narzisstischen Beziehung zum Selbst hinweisen. Die Frage nach dem primären Narzissmus als „normale“ Entwicklungsstufe der Libido wird im Lichte von moderner Säuglingsforschung und Objektbeziehungstheorie weiterhin kontroversiell diskutiert. Das Verhältnis des Narzissmus zur Objektbeziehung ist alles andere als simpel und kann auch undurchsichtig, widersprüchlich oder paradox werden. Wie ist es ferner um das Verhältnis von Narzissmus und Geschlechtlichkeit bestellt? Gibt es einen spezifisch weiblichen bzw. männlichen Narzissmus? Schließlich stellt sich die Frage nach der Fruchtbarkeit des Begriffs im außerklinischen Kontext für die Analyse gesellschaftlicher Prozesse.
Die Sigmund-Freud-Vorlesungen 2020 wollen sich um eine Bestandsaufnahme der aktuellen Debatten rund um den Narzissmus bemühen. Dabei sollen sowohl klinische und metapsychologische als auch gesellschaftliche und kulturtheoretische Aspekte des Narzissmus untersucht werden.
Teilnahmegebühr:
En Bloc Inskription für beide Tagungen: € 120/€ 60*
Einzelkarte für eine Tagung: € 80/€ 40*
* Ermäßigung für StudentInnen, TN des Psychotherapie-Propädeutikums und des Fachspezifikums
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Anmeldung Tagung - Teilnahme via Zoom